Sunday, January 22, 2006


Howdy folks,
die letzte Woche war doch recht ereignisvoll, was unweigerlich zu diesem Bericht führt.
Wie angekündigt waren Claudi und ich ja in Banff und wie versprochen ist hier ein kurzer Rückblick. Es war mal wieder eine dieser Touren der International Student Association, was bedeutet:
1. Es ist recht günstig,
2. Im Bus befinden sich auf 50 Plätzen etwa 20 verschiedene Nationen, wahrscheinlich allein 15 davon aus allen Teilen Asiens.
3. Es muss alles ziemlich schnell gehen, um in der kurzen Zeit, so viel wie möglich zu sehen und zu fotografieren.

Unsere kleine Gruppe bestand zu 60% aus Deutschen Teilnehmern. Neben Claudi und mir hat sich noch Nils mit ins Abenteuer begeben. Die Prozente 61 - 80 wurden von Susi aus London ausgefüllt und 81 - 100 gehörten Gabar aus Indien.
Banff ist nicht viel anders als Waterton. Ein kleines Örtchen, welches für den Tourismus erschaffen wurde. Ein Laden reiht sich an den anderen und die Formation wird höchstens mal von einem Starbucks Café unterbrochen. Auf Grund des knappen Zeitplans haben wir die 2000er um uns herum ausgelassen und sind zielstrebig auf den Tunnel Mountain gestiegen. Der glückliche Umstand, dass etwa 1300 der 1600 Meter bei der Ankunft in Banff erreicht waren, kam sicherlich einigen Gruppenmitgliedern entgegen. Runter ging es etwas schneller. Nils hat zudem einige Meter auf dem Hintern zurückgelegt, weil seine Schuhe wohl noch die Sommersohlen drunter hatten.
Das nächste Highlight waren die Hot Springs. Es gibt in dieser Region eine Menge heißer Quellen. Heißes Wasser steigt aus etwa 3000 Metern Tiefe direkt in den
Pool des Upper Hot Springs Bades von Banff, in dem man dann schließlich für kostengünstige 7$ baden kann und die Minerale die am Morgen frisch rasierte Gesichtshaut in Brand setzen. Aber selbst, wenn ich in Flammen aufgegangen wäre, hätte ich Gabar nicht die Show stehlen können. Als Inder darf er weder sein Haar schneiden, noch darf er es jemanden zeigen, was ja auch zu der Schlussfolgerung führen könnte, dass, wenn er es abschneiden würde, es eh niemand sehen würde. Auf jeden Fall sah er echt lustig aus.
Das waren 6 Stunden Banff in den Rockies.

Was ist noch passiert?! Claudi & ich sind ja nun die weltgrößten Canadian Culture Experten. Am Montag sind Wahlen in Canada und aus gegebenem Anlass stand Politik in Canada auf dem Plan. Klingt ja erstmal ganz schön trocken ... was aber daraus geworden ist, kommt jetzt:
Die Dozenten haben uns an diesem Donnerstagabend zu einer Wahlveranstaltung der aktuellen Kandidaten ausgeführt. Der Kurs ist übrigens nur für internationale Studenten. Als wir abgeholt wurden, stand er auf einmal da: Der gelbe Old School School Bus. Forrest Gump hat seine Jenny dort drin kennen gelernt und wer weiß, wer sonst schon so alles in diesem Bus gesessen hatte. Jetzt war es endlich an uns. Ehre dem, wem Ehre gebuehrt. Nachdem ich mir zwei oder drei graue Haare geärgert hatte, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte, ging es dann los. Coooooooool! Ich bin mir nicht mal sicher, ob fliegen schöner gewesen wäre, aber auf jeden Fall wäre es ruhiger gewesen, denn vier kleine Mexikanerinnen, die zusammen höchstens das Doppelte meines Körpervolumens zusammenbekommen hätten, haben den ganzen Bus auf Spanisch unterhalten. Ich denke, dass die eine aus Villabacho und die anderen aus Villariba kamen und irgendeiner war wohl die Paella zu lasch gewürzt. Letzen Endes haben wir gelernt, dass, wenn man nur laut genug spricht, man sich auch gleichzeitig unterhalten kann. Nach 20 Minuten waren wir dann Irgendwo. Ich habe keine Ahnung, wo es war, aber auf einmal waren wir in einer kleinen Stadt. Die Straße vorm Community Center war mit PickUps und anderen kleinen Trucks besät. Dementsprechend war auch das Auditorium im Inneren zusammengesetzt. Etwa 120 Farmer und deren holde Gattinnen hatten sich in Schale geworfen und sich ordentlich in 6 Reihen vor den Kandidaten aufgereiht. Die hinteren Plätze blieben für uns. 120 karierte Hemden, 43 John Deere Jacken, 72 John Deere Base Caps, 240 Lederstiefel, wovon etwa 40 mit Sporen besetzt waren, und das Alter rangierte zwischen 45 und 102 Jahren. Toll, da habe ich doch noch meine Erntefeier bekommen. Ich werde mal nicht alle Highlights wiedergeben, sondern nur die besten Kracher, sonst wird hier der Rahmen gesprengt. Jeder Kandidat hatte 10 Minuten Zeit zum Sprechen und als wir hereinkamen hatte gerade eine junge Studentin bereits nach 4 Minuten die 5000 Wörterschallmauer in einem Hochgeschwindigkeitssprechmanöver überwunden.
Kandidat 2 war bereits 93 Jahre alt und ist als unabhängiger Kandidat ins Rennen gegangen. Nach 10 Minuten wussten wir, dass der Vater seines Vaters seine Rinder mit selbstgeerntetem Heu gefüttert hatte und er selbst zu wahrscheinlich jedem Thema dieser Welt ein Buch gelesen hatte. Kandidat 3 gehörte der Partei der Konservativen an, die bereits seit 93 Jahren in Alberta regiert. Er hat nur ziemlich siegessicher seine kleine Rede runtergerattert, nachdem er vermutlich jeden Einzelnen im Raum mit Namen begrüßt hatte. Auf einem ländlichen Wahlspektakel dürfen natürlich die Grünen nicht fehlen. Ich denke, dass die Dame mit ihrer etwas fehlplazierten Rede nicht viele Punkte gesammelt hat. Wie kann man denn von Benzinpreiserhöhung reden, wenn vor der Tür 60 Trucks mit mindestens je 3 Liter Hubraum stehen und die Luftverschmutzung hatte in der sehr ländlich akzentuierten Luft vor der Tür bestimmt auch noch niemand bemerkt. Nachdem jeder mal dran war, durften nun Fragen gestellt werden. Nach einer Diskussion zur GST (kanadische MWST), erkundigte sich jemand nach der Homosexuellenehe, wobei er aber deutlich betonte, dass er nicht homosexuell ist. Die Kandidaten haben sich mit dezenten Kommentaren aus der Affäre gezogen, außer der "Alte", der recht deutlich wurde. Er habe im Prinzip nichts gegen die Ehe, dennoch, fügte er hinzu, dass er in seiner Familie keine Gay People hat und auch keine haben will. Nach zwei Stunden war die ganze Show vorbei und am Montag wird sich klären, welcher Kandidat mit dem Herzblatt- Hubschrauber über die Prärie fliegen darf und wer nicht. Auf der Rückfahrt wurde es wieder laut, anscheinend gibt in Villariba und Villabacho auch Meinungsverschiedenheiten zur Steuer oder der Ehe.

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