Tuesday, January 31, 2006


Waterton: Geisterstadt im Wintermärchen


Man kann schon langsam die Tage zählen, an denen sich Kanada noch mit unserer Anwesenheit rühmen kann. Von heute an, sind es noch 56 Tage!
Am Wochenende haben wir schon einmal damit angefangen. Claudi und ich waren in Waterton und haben dort das Wochenende verbracht. Waterton ist in diesen Wintertagen wie ausgestorben. Die meisten Häuser sind zugenagelt und winterfest gemacht. Lediglich zwei Hotels haben offen und ein dickes fettes Winterhuhn läuft Patrouille.





Ich für meinen Teil muss ja sagen, dass ich nicht so der geborene Wintersportler bin, dennoch haben wir uns am Sonnabend auf einen Skilanglauftrip begeben. Die Stimmung war mehr heiter, als wolkig, was man vom Wetter nicht sagen konnte. Wolken, Sturm und Schnee hatten uns den Kampf angesagt. Meine Skier hatten mich, schmeichelnderweise, wohl leichter eingeschätzt und sich nach dem
ersten Gewichtsschock, gleich verbissen an den Boden gekrallt, was für mich bedeutete, dass ich auch die steilste Abfahrten im Stechschritt herunterschreiten konnte. Claudi hatte auch nicht viel mehr Glück mit ihrem Material, was aber natürlich nicht an ihrem Gewicht lag. Unser erstes Ziel war der Cameron Lake, der echt toll aussehen muss, wenn keine Wolken da sind. Es war trotzdem toll. Durch die recht dichten Wolken über dem gefrorenen See waren die Silhouetten, der den See umgebenden Berge zu erkennen und es war total still. Da die Tour bis dorthin noch nicht soviel Zeit in Anspruch genommen hatte, hängten wir noch einen Abstecher zum „Wall Lake“ dran. Nach 1 1/2 Stunden Irrfahrt im schönsten kanadischen Winterwald, nährte sich der kleine Zeiger immer mehr der Drei und erreichte sie auch schließlich. Unsere Gesprächsambitionen hatten sich, bis auf Ausnahmen, der natürlichen Stille angepasst und der energische Stechschritt mutierte zum müden Schlürfen. Als dann mit einem Mal die Loipe aufhörte, konnten wir tatsächlich eine riesige Felswand sehen (siehe Sommerbild, wir haben leider nichts gesehen), zu deren Fuße wohl auch der See liegen musste. Da wir aber den restlichen Weg auf eigene Faust hätten erkunden müssen und bereits die Dunkelheit nahte, haben wir uns zum Rückzug entschlossen. Ja ja! Welch verantwortungsbewusste Entscheidung, nicht wahr?! Auf dem Rückweg ist dann noch etwas total Abgefahrenes passiert. In einem Smalltalk mit zwei anderen verlorenen Wanderern ist mir doch tatsächlich ein Wortwitz geglückt! Ich wette, die beiden lachen heute noch. Der Witz wäre an dieser Stelle nicht mehr witzig und daher spar ich ihn mir, um Kommentare über meinen Humor zu vermeiden.



Am Sonntag haben wir uns für Schneeschuhe als Fortbewegungsmittel entschieden, was den Nachteil hatte, dass die klassische Muskelarbeit nicht ausblieb. Dieser Umstand wurde uns dann auch auf dem Weg zum Bertha Lake zum Verhängnis. Mühsam haben wir uns den Berg hinaufgequält. Nach dem 18 Mal: "In 10 Minuten sind wir da!", hatte es sich auch mit meiner Glaubwürdigkeit erledigt. Dann haben wir auch noch Tierspuren gefunden und wer mein gespaltenes Verhältnis zu Hunden kennt, der kann sich denken, was ich von Bären halte. Claudi hat mir fest versprochen, dass Bären tief und fest im Winterschlaf ruhen und die Spuren von Rehen herstammen. Ich denke trotzdem, dass es ein Bär war, es kann ja auch schließlich Bären mit dünnen Beinen geben. Angekommen sind wir nicht, was nach dieser Tortur eine bittere Enttäuschung war und wenn ich Tortur sage, dann meine ich auch Tortur! Die zwei Stunden Aufstieg hatten sich nach einer halben Stunden Abstieg wieder erledigt. Dennoch war es schön, da die beiden gefrorenen Wasserfälle , ein schönes Bild gegeben haben und lustige Big Foot Spiele die Stimmung am Siedepunkt gehalten haben.





Zur Entschädigung gab es eine tolle Rückfahrt entlang der Rockies, über Frank Slide, nach Lethbridge. In Frank Slide ist 1903 ein "Stückchen" (30 Millionen Kubikmeter) Kalkstein vom hiesigen Berg abgebrochen und hat das Örtchen Frank unter sich begraben. Es ist einfach nur sehr beeindruckend,

wenn man inmitten der riesigen Schutthaufen steht, die bis zu einem Kilometer vom Berg gerutscht sind. Ich denke, dass die Bilder das besser darstellen.








Daher verabschiede ich mich hiermit und wünsche Euch eine schöne Woche.
Take care
Stefan

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