Saturday, November 05, 2005

Lethbridge, 5.November 2005

Und täglich grüßt der Murmelbär ...

Auf millionenfachen Wunsch einer einzelnen Person, möchte ich Euch mal erzählen wie unser Tag in Lethbridge so abläuft. Was an den Wochenenden so passiert, wisst ihr ja so ungefähr. In der Woche sieht es so aus, dass Montag, Mittwoch und Freitag recht identisch sind und Dienstag und Donnerstag es ihrerseits gleich tun. Ich denke, dass am Mittwoch die meiste Action ist und daher springen wir auch gleich in einen stinknormalen Mittwochmorgen. Mein Wecker klingelt um 7.00 Uhr und unverzüglich stellt sich die Frage: Gehe ich zu „writing“, oder nicht? Bisher bin tatsächlich immer im Unterricht gelandet. Bis es aber soweit ist, putze ich mir drei Minuten die Zähne, esse Frühstück und checke meine Mails. Dann stehe ich auch schon in der Tür. Wer eine noch intimere Fassung meines Morgens wünscht, meldet sich bitte bei mir, dann werde ich entscheiden was ich ihm/ihr noch offenbaren werde.

Warum macht „writing“ keinen Spaß mehr? Meine sehr schwangere Dozentin, Mrs. Braybrooks, hat seltsame Ansichten von interessanten Aufsatzthemen. Zum Beispiel: "soziale und wirtschaftliche Belastung durch Malaria", "sollte Dosenrecycling kostenlos sein, oder nicht", oder "Kunstanalyse auf dem Campus der UofL". Der Seminarraum ist 10 Meter unter der Erde und hat überraschenderweise keine Fenster. Interessant ist es, dass wenn der Raum 10 Meter über der Erde wäre, er auch keine Fenster hätte. Das ist sehr deprimierend, obwohl ich auch nicht wüsste, was ich mir draußen anschauen sollte. Lethbridge’s Universität hat ein sehr großes Problem mir Depressionen und weitergeführt, mit Selbstmord. Das ist kein Trick, um etwas Spannung in meinen Text zu bringen. Es ist wahr und wurde schon von vielen Leuten bestätig. Vielleicht könnten ja Gunnar, Helge, Nils und Fabian es bitte im Kommentar bestätigen. Büros und Seminarräume haben hier keine Fenster und ich habe schon Stories gehört, dass das Uni- Gebäude mal als Knast gedacht war. Um 8.50 Uhr kommt das Licht am Ende des Raums und „writing“ ist geschafft.

Das war anstrengend, weshalb mir auch eine Stunde Pause zu steht. Da es nur 3 Minuten und etwa 51 Sekunden (je nach Windverhältnissen) zur Wohnung dauert, wird die Pause dort abgehalten. Fabian habe ich bis dahin noch nicht gesehen. Wir rennen an diesen Tagen bis zum Mittag immer aneinander vorbei.

Dann folgt mein Schwimmkurs. Rettungsschwimmerkurs bei Trudy. Ich möchte an dieser Stelle nicht den Sinn eines Rettungsschwimmerkurses in der Bewegungswissenschaft diskutieren, nur lediglich anmerken, dass es seltsam ist. Letzten Endes macht es aber Spaß. Mal spielen wir Titanic im Pool und an anderen Tagen hängen wir Raum herum, welcher neben der Theorie nicht das einzige trockene ist. Danach absolviere ich meistens mein Schwimmtraining dran.

Dann geht es in die Wohnung, wo schon mein treuer Mitbewohner auf mich wartet. Ich möchte uns ein paar Geheimnisse wahren und nicht detailliert unser WG- Leben zerpflücken, obwohl bestimmt einige von Euch gerade danach lüstern. Vielleicht nur soviel: Es gibt keine konkrete Rollenverteilung. Wäsche-, Koch- und Reinigungsdienst wechseln je nach Bedarf die Hand. Ich denke wir machen unsere Sache sehr gut. Bis um drei erledigt dann jeder seins. Dann geht es in den Krafttheoriekurs. Der ist auch heute noch interessant und eine schöne Einleitung zum eigentlichen Kraftakt des Tages:

Einkaufen! Mittwochs kriegen Studenten 10% Rabatt im Super Sam. Da kaufen wir dann für eine Woche ein. Bepackt wie die Esel, schleppen wir dann Essen für eine ganze Kompanie zurück zur Wohnung. Ich denke mal dass wir davon noch mal ein Bild schießen werden, denn man glaubt es nicht, wenn man es nicht gesehen hat. Keine Ahnung, wo wir das alles hin essen.

Soviel zum Mittwoch- Standardprogramm. Meistens wird abends noch trainiert, oder hin und wieder auch mal etwas für die Uni gemacht. Nein eigentlich wird immer etwas für die Uni gemacht und wenn mal ein Minutchen Zeit bleibt, dann wird trainiert.

Vielleicht ist es noch mal ganz interessant ein Auge auf den Abend zu werfen, denn es ist schon faszinierend, wie viel Zeit man mit Berichterstattung verbringt. Homepage, Bildermanagement, Emailing und Telefonieren. Ich find’s toll!

Gruß an Euch … Stefan!!!

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Dann beziehe ich gleich mal Stellung zum Thema "Depri in Lethbridge": Meine Erfahrung ist, dass wenn man mit einem indisch-kanadischen Dauerpartymacher zusammenwohnt die Depressionsgefahr sehr, sehr gering ist. Man muss eher Methoden finden, nicht zuviel Geld für die (in Alberta sau-teuren) alkoholischen Getränke auzugeben. Das Geld braucht man schließlich, um des Öfteren der Prärie zu entfliehen und herumzureisen.
Bei meinen Lauf- und Mountainbike-Runden in den "Coulees" habe ich es immer mit Gunnars geradezu philosophischen Tipp gehalten: "Wenn Du in Lethbridge wohnst musst Du lernen, die Prärie zu lieben." So habe ich einfach immer die pure Natur genossen, auch wenn "Natur genießen" natürlich leichter fällt, wenn sie Farbe hat und nicht nur aus trockenen Grasbüscheln besteht.
Als wirklich etwas deprimierend habe ich die ca. 14 Tage empfunden, in denen es mal am Stück und nicht nur für ein paar Tage so richtig kalt war, dass man freiwillig nicht mehr das Haus verlassen hat und der Freilauf an meinem Rad nicht mehr funktionierte, weil das Fett zu zäh war. Also viel Spaß in dieser Phase im Januar ;-)
(Mir wird gerade bewusst, dass ich genau Anfang Januar ja auch wieder nach Lethbridge komme, verdammt ... )

7:31 PM  

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