Tuesday, February 14, 2006



Von Indianern & Cowboys


Canada ist ja kulturell gesehen ein Ausläufer Europas. Zuerst kamen die Franzosen und als es den Engländern während der Industrialisierung zu eng und stressig auf ihrer kleinen Insel wurde und sie den Franzosen ja sowieso nichts gegönnt haben, haben sie Canada übernommen. Das ist übrigens die Erklärung, warum man hier zwei Sprachen spricht und Queen Elizabeth auch das Staatsoberhaupt von Canada ist. Worauf ich aber hinaus möchte ist, dass hier vor den Franzosen auch schon jemand gelebt hat. Indianer! Und darum ging es an unserem letzten Wochenende, denn wir haben mal nachgeforscht, ob die Story von Karl May noch aktuell ist oder ob sich inzwischen etwas geändert hat.

In unserer Canadian Culture Class (CCC) haben wir letztens einen Vortrag zu den Natives gehört. Dieser Vortrag hat zusammengefasst ausgesagt, dass der Weiße Mann schon irgendwie die Natives vertrieben hat, nun aber versucht, durch Sozialisierung der „Rothaut“ Vergangenes wieder gut zu machen. Das Ganze sieht dann so aus, dass Natives erst durch einen so genannten „Treaty Status“ als Aboriginals gekennzeichnet werden und dann in Reservaten in ihren eigenen Kreisen untergebracht werden. Dort werden sie dann mit allen notwendigen Sozialisierungsmaßnahmen, wie zum Beispiel schulische Ausbildung und medizinische Versorgung versehen und können zudem ihre Kultur, wie z.B. das Tanzen, pflegen. Dann kam die Kirche ins Spiel, der die Verantwortung in den Schoß gelegt wurde. Diese meinte, dass es eine guten Entscheidung wäre, die Kinder der Indianer aus den Familien zu nehmen und sie bis zum Alter von 16 Jahren in so genannten Missionaire Schools im Sinne der Kirche zu erziehen. Als die Teenager dann zurück in die Reservate kehrten, waren erstmal jegliche Bindungen zur Familie verschwunden und außerdem war nun niemand mehr da, der ihnen sagte, was zu tun ist. Die Folge war, dass die meisten einfach verrückt wurden. Das funktionierte also nicht so richtig, weil der Kulturunterschied einfach zu riesig geworden war und nur in seltenen Fällen von den Indianern umgesetzt werden konnte. Daher stehen Alkohol- und Drogenprobleme auf der Tagesordnung. Der Anteil von indianischen Gefangenen in den Bundesgefängnissen (z.B: 48% der weiblichen Insassen sind indianisch, bei nur 2% Anteil von Indianern an der kanadischen Gesamtbevölkerung) spricht für sich.

Unsere wenigen Erfahrungen mit Natives waren bis dahin folgende: Die Natives, die wöchentlich zum Basketball spielen an die Uni kommen, sind in der Regel betrunken und von den finsteren Gestalten in der Stadt habe ich schon mal erzählt.

Um dieses Bild mal zu ändern, sind Claudi und ich am Wochenende aufgebrochen und haben uns zwei indianische Plätze angeschaut (Indianer sagt man eigentlich nicht, wir reden offiziell von Aborignals !!!) . Zuerst waren wir am Head Smashed Buffalo Jump In. Hier wurden einst die Büffelherden einen Abhang herunter gejagt, wobei sie sich beim Sturz den Schädel zertrümmert haben. Unten am Boden hatten dann die Indianer listigerweise schon ihre Zelte aufgestellt und konnten die Büffel vor Ort schlachten und Fleisch und Felle sichern. Diese Ära hielt 3750 Jahre an und dann waren die Büffel alle. Im Übrigen waren Büffel für dieses Spiel so gut geeignet, weil sie unglaublich gut schlecht gucken können! Soviel zum ursprünglichen Leben der Indianer.

Unsere nächste Station war ein Reservat bei Pincher’s Creek, wo wir mit der traurigen Realität konfrontiert wurden. Das war einer der traurigsten und ärmsten Plätze, die wir bisher gesehen haben. Ein paar vereinzelte Häuser, die man zunächst nicht als bewohnt ansieht, stehen in der trostlosen Prärie. Oft sind nicht mal mehr Scheiben in den Fenstern und sie sind lediglich mit Decken verhängt. Hunde spielen im Dreck und Spielzeug versinkt im Schlamm und Müll. Dieses Bild hat zu den Bildern gepasst, die wir zuvor von Freunden beschrieben bekommen haben. Anscheinend stimmt es also, dass irgendwas nicht klappt.

Fazit: So wie unsere Frau Merkel nicht von einem Schloss aus regiert, leben Indianer nicht mehr in Tipis. Die Realität sieht leider nicht wie in dem Film "Der Schatz am Silbersee" aus, aber eine solche Veränderung braucht ja auch ne Weile. Habt ihr übrigens gewusst, dass Indianern ein Hormon fehlt, welches sie vor den bösen Folgen von Feuerwasser schützt?
Es soll an dieser Stelle aber auch gesagt sein, dass es auch sehr angesehene und zivilisierte Indianer gibt, die durch harte Arbeit ihr Geld verdienen.

Neben dem kulturellen Teil stand noch eine Alberta- Photo- Session auf dem Plan. Typische Alberta Motive sind zum Beispiel nostalgische Getreidespeicher, die einsam in der Prärie stehen, die Prärie an sich ,in ihrer unendlichen Weite, zu den Füßen der Rockies, riesige Trucks, die zur westlichen Country Music die Highways entlang rollen.




Das Finale zum Sonnenuntergang über den Rockies gab es auf dem Highway #6, welcher auch Cowboy Trail genannt wird. Dort ging uns auch (fast) der Sprit aus. Am Berg, 1km vor der Tankstelle, hat unser Auto angefangen zu




stottern. Letzten Endes sind wir aber noch bis zur Zapfsäule gekommen.

Zu unserer Überraschung waren wir dort recht allein und mussten erst den Tankwart am Abendbrotstisch anrufen, um nicht die Nacht an Mountain View’s Tankstelle verbringen zu müssen. Auf dem Cowboy Trail sind rechts und links Ranches, wie man sie aus den Westernfilmen kennt.
Das war mal wieder ne tolle Tour, vor allem, weil keine einzige Wolke am Himmel war. Genießt die Bilder! Noch 42 Tage …

Euer Stefan

Truckstop in Fort McLoud






Grüße vom Landmaschinen Vertrieb Picher's Creek nach Gröningen!











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