Sunday, February 19, 2006




Bibberbibberbibberbibber,…. Ja so kalt war es hier! Das Foto dokumentiert dabei nur den Morgen danach! Als wir in der Nacht zuvor zum Duke schritten, um ein soziales Bier zu genießen, zeigte dieses Thermometer -28°C an. Über Nacht war es dem Wetterbericht nach kälter als -30°C. Es ist vielleicht im ersten Moment nicht sehr appetitlich, aber dennoch interessant, wenn man fühlt, wie die Nasenhaare zu kristallisieren beginnen. Ja, einige von euch beneiden in diesem Moment wahrscheinlich die Fraktion der Nasenhaarträger, das ist aber kein Grund zu verzweifeln, die Wimpern frieren auch recht ansehnlich zusammen.

Heute waren Nils, Claudi & ich zu einem kleinen Ausflug unterwegs. Alberta ist ja bekannt für seinen Ölreichtum, weshalb hier der Sprit nur ca. 75 Cent kostet. Wir haben auf dem Weg nach Stand Off, einem Native Reservat, eines dieser Ölfelder entdeckt. Es war wie im Fernsehen! Toll,…!



Außerdem haben wir Hedwig gesehen! Wer sie nicht kennt, sollte sich mal Harry Potter zur Hand nehmen. Die weiße Eule des Herrn Potter saß auf einem Mast am Straßenrand. Leider war sie etwas kamerascheu und ist dem Blitzlichtgewitter entflohen. Hoffentlich sitzt auch irgendwann mal ein kleiner Grizzly auf einem Mast und er müsste ja nicht einmal weiß sein. Ich habe gehört, dass diese sich ganz gern mal der Kamera nähern.

Soweit aus Lethbridge, das langsam wieder auftaut!

Stefan

Tuesday, February 14, 2006



Von Indianern & Cowboys


Canada ist ja kulturell gesehen ein Ausläufer Europas. Zuerst kamen die Franzosen und als es den Engländern während der Industrialisierung zu eng und stressig auf ihrer kleinen Insel wurde und sie den Franzosen ja sowieso nichts gegönnt haben, haben sie Canada übernommen. Das ist übrigens die Erklärung, warum man hier zwei Sprachen spricht und Queen Elizabeth auch das Staatsoberhaupt von Canada ist. Worauf ich aber hinaus möchte ist, dass hier vor den Franzosen auch schon jemand gelebt hat. Indianer! Und darum ging es an unserem letzten Wochenende, denn wir haben mal nachgeforscht, ob die Story von Karl May noch aktuell ist oder ob sich inzwischen etwas geändert hat.

In unserer Canadian Culture Class (CCC) haben wir letztens einen Vortrag zu den Natives gehört. Dieser Vortrag hat zusammengefasst ausgesagt, dass der Weiße Mann schon irgendwie die Natives vertrieben hat, nun aber versucht, durch Sozialisierung der „Rothaut“ Vergangenes wieder gut zu machen. Das Ganze sieht dann so aus, dass Natives erst durch einen so genannten „Treaty Status“ als Aboriginals gekennzeichnet werden und dann in Reservaten in ihren eigenen Kreisen untergebracht werden. Dort werden sie dann mit allen notwendigen Sozialisierungsmaßnahmen, wie zum Beispiel schulische Ausbildung und medizinische Versorgung versehen und können zudem ihre Kultur, wie z.B. das Tanzen, pflegen. Dann kam die Kirche ins Spiel, der die Verantwortung in den Schoß gelegt wurde. Diese meinte, dass es eine guten Entscheidung wäre, die Kinder der Indianer aus den Familien zu nehmen und sie bis zum Alter von 16 Jahren in so genannten Missionaire Schools im Sinne der Kirche zu erziehen. Als die Teenager dann zurück in die Reservate kehrten, waren erstmal jegliche Bindungen zur Familie verschwunden und außerdem war nun niemand mehr da, der ihnen sagte, was zu tun ist. Die Folge war, dass die meisten einfach verrückt wurden. Das funktionierte also nicht so richtig, weil der Kulturunterschied einfach zu riesig geworden war und nur in seltenen Fällen von den Indianern umgesetzt werden konnte. Daher stehen Alkohol- und Drogenprobleme auf der Tagesordnung. Der Anteil von indianischen Gefangenen in den Bundesgefängnissen (z.B: 48% der weiblichen Insassen sind indianisch, bei nur 2% Anteil von Indianern an der kanadischen Gesamtbevölkerung) spricht für sich.

Unsere wenigen Erfahrungen mit Natives waren bis dahin folgende: Die Natives, die wöchentlich zum Basketball spielen an die Uni kommen, sind in der Regel betrunken und von den finsteren Gestalten in der Stadt habe ich schon mal erzählt.

Um dieses Bild mal zu ändern, sind Claudi und ich am Wochenende aufgebrochen und haben uns zwei indianische Plätze angeschaut (Indianer sagt man eigentlich nicht, wir reden offiziell von Aborignals !!!) . Zuerst waren wir am Head Smashed Buffalo Jump In. Hier wurden einst die Büffelherden einen Abhang herunter gejagt, wobei sie sich beim Sturz den Schädel zertrümmert haben. Unten am Boden hatten dann die Indianer listigerweise schon ihre Zelte aufgestellt und konnten die Büffel vor Ort schlachten und Fleisch und Felle sichern. Diese Ära hielt 3750 Jahre an und dann waren die Büffel alle. Im Übrigen waren Büffel für dieses Spiel so gut geeignet, weil sie unglaublich gut schlecht gucken können! Soviel zum ursprünglichen Leben der Indianer.

Unsere nächste Station war ein Reservat bei Pincher’s Creek, wo wir mit der traurigen Realität konfrontiert wurden. Das war einer der traurigsten und ärmsten Plätze, die wir bisher gesehen haben. Ein paar vereinzelte Häuser, die man zunächst nicht als bewohnt ansieht, stehen in der trostlosen Prärie. Oft sind nicht mal mehr Scheiben in den Fenstern und sie sind lediglich mit Decken verhängt. Hunde spielen im Dreck und Spielzeug versinkt im Schlamm und Müll. Dieses Bild hat zu den Bildern gepasst, die wir zuvor von Freunden beschrieben bekommen haben. Anscheinend stimmt es also, dass irgendwas nicht klappt.

Fazit: So wie unsere Frau Merkel nicht von einem Schloss aus regiert, leben Indianer nicht mehr in Tipis. Die Realität sieht leider nicht wie in dem Film "Der Schatz am Silbersee" aus, aber eine solche Veränderung braucht ja auch ne Weile. Habt ihr übrigens gewusst, dass Indianern ein Hormon fehlt, welches sie vor den bösen Folgen von Feuerwasser schützt?
Es soll an dieser Stelle aber auch gesagt sein, dass es auch sehr angesehene und zivilisierte Indianer gibt, die durch harte Arbeit ihr Geld verdienen.

Neben dem kulturellen Teil stand noch eine Alberta- Photo- Session auf dem Plan. Typische Alberta Motive sind zum Beispiel nostalgische Getreidespeicher, die einsam in der Prärie stehen, die Prärie an sich ,in ihrer unendlichen Weite, zu den Füßen der Rockies, riesige Trucks, die zur westlichen Country Music die Highways entlang rollen.




Das Finale zum Sonnenuntergang über den Rockies gab es auf dem Highway #6, welcher auch Cowboy Trail genannt wird. Dort ging uns auch (fast) der Sprit aus. Am Berg, 1km vor der Tankstelle, hat unser Auto angefangen zu




stottern. Letzten Endes sind wir aber noch bis zur Zapfsäule gekommen.

Zu unserer Überraschung waren wir dort recht allein und mussten erst den Tankwart am Abendbrotstisch anrufen, um nicht die Nacht an Mountain View’s Tankstelle verbringen zu müssen. Auf dem Cowboy Trail sind rechts und links Ranches, wie man sie aus den Westernfilmen kennt.
Das war mal wieder ne tolle Tour, vor allem, weil keine einzige Wolke am Himmel war. Genießt die Bilder! Noch 42 Tage …

Euer Stefan

Truckstop in Fort McLoud






Grüße vom Landmaschinen Vertrieb Picher's Creek nach Gröningen!











Monday, February 13, 2006

Passend zum Start der Olympischen Spiele, standen auch in Lethbridge alle Zeichen auf sportlichen Wettkampf. Exakt zum Saisonhöhepunkt hatten ca. 100 Athleten der UofL ihre Topform erreicht und haben sich über drei Tage lang im Zoo, unsere Studentenkneipe, im knallharten Scissor, Rock, Paper (Schnick, Schnack, Schnuck) Zweikampf gemessen. Wer bisher gedacht hat, dass es sich hierbei um ein 33,33% Glückssache handelt, der sollte mal ein Auge auf: http://www.worldrps.com werfen. Unglaublich, wie viel Leute sich den Kopf über Strategien und Hintergründe zerbrechen. Sensibelchen ziehen in der Regel selten den Stein und knallharte Typen sind eher schnell mit der Faust dabei. Frauen sind strategisch wohl leicht zu berechnen, was allerdings vom diesjährigen Ergebnis nicht bestätigt wird. Ein neuer Freak hat sich aus Fabian entpuppt, der im nächtlichen Selbststudium der Strategien und mit Beobachtungen seiner nächsten Gegner, mit völliger Hingabe, seine Gewinnchancen optimiert hat. Die ganze Sache läuft im ganz einfachen Ausscheidungsverfahren ab. Claudi ist trotz früher Führung, in der ersten Runde ausgeschieden. Meine Wenigkeit hat die erste Runde souverän mit 2:0 gewonnen, ist aber am folgenden Tag sang- und klanglos mit 3:0 untergegangen. Fabian, der Rocky der Rockies, ist mehr, oder weniger unbeeinträchtigt von seinen Gegner ins Viertelfinale durchgewandert und hat schon etwas mit dem Pott von ca. 2600$ geliebäugelt, als ihn die Strapazen der Vorrunden niedergestreckt haben. Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche, Magenverstimmung und Schmerzen im Handgelenk haben ihn nach zwei Wettkampftagen zu Boden gezwungen und im Halbfinale eine, zu diesem Zeitpunkt, bittere Niederlage eingefahren. Trotz psychologischer Betreuung und Reha konnte er sich davon nicht erholen und hat im Spiel um Platz 4 mit 7:0 verloren. Pech im Spiel, …. !

Monday, February 06, 2006


Hurricanes in Lethbridge!!!

Eigentlich ist das nichts Neues, wenn man die Windverhältnisse in Lethbridge kennt. Nebenbei bemerkt, muss ich mir mal was einfallen lassen, um es Euch mal zu veranschaulichen, wie es ist, wenn man 24 Stunden am Tag vom Wind penetriert wird. Aber zurück zum Hurricane und der hat diesmal wohl eher gelangweilt als genervt. Ich spreche von den Lethbridge Hurricanes dem lokalen Ice Hockey Team. Das Team spielt in der WHL aus welcher Liga der Nachwuchs für die NHL (erste Liga) rekrutiert wird.

Bevor wir in das Geschehen auf dem Eis einsteigen, sollten wir vielleicht zuvor Kanada’s Ice Hockey Kultur beleuchten. Wir haben ja bereits einige Spiele der Lethbridge Pronghorns dem Uni Team gesehen und ich bin mir sicher, dass Fabian und Claudi zustimmen, wenn ich sage, dass die meisten Zuschauer nur zum Spiel kommen, um eine anständige Schlägerei zu sehen. Joe Aggresive wird dezent von Peter Wild mit dem Schläger berührt. Daraufhin werden drei kurze Sätze ausgetauscht, die wahrscheinlich mindestens drei „Fuck“’s in beliebiger Wortform enthalten müssen. Nebenbei bemerkt ist das Wort „Fuck“, wohl das meist benutzte Wort der Welt. Ein Dialog könnte eventuell so aussehen: „What da’ Fuck are doing? Take the fucking stick out of my fucking way, fucker.” – “Fuck you, fucker!” – “Who is the fucker, fucker? Get out of my fucking way, fucker.” Jetzt sind beide in der richtigen Stimmung und Joe zieht seine Handschuhe aus, was eine Kampfansage bedeutet. Wer in dieser Situation richtig fetzen will, der setzt auch noch seinen Helm ab, aber da fehlt es den Gentlemen auf dem Eis doch meistens an Courage. Dieser Helm hat ja auch einen Sinn, nicht nur im Puck vs. Helm Duell, verliert der Puck schnell an Wirkung, denn auch so ein Faustschlag an den Helm kann sich schnell zum Eigentor entwickeln, wenn die sich die blutigen Knöchel in den eigenen Tanzbereich zurückziehen. Die Antwort auf die Frage, warum sich die Herren die Handschuhe ausziehen, wenn sie versuchen, sich auf die Helme zu kloppen, wird wohl ein Geheimnis der Eishockeyspieler bleiben.

Zurück zu unserem Spiel! Die Hurricanes haben gegen die Moose Jaw Warriors gespielt und ich muss zugestehen, dass eine Schlägerei wahrscheinlich das Spiel gerettet hätte. Das Spiel war im Vergleich zu den Pronghorn -Spielen sehr taktisch, aber allerdings durchaus würdig den Status Spiel zu tragen. Aber so recht wollte nach dutzenden versiebter Chancen niemandem etwas gelingen. Als wir uns mit einem 0:0 abgefunden hatten, kamen die letzen 3 Minuten! Zack, zack, zack …. und es stand 1:2 gegen Lethbridge. Drei Tore in weniger als drei Minuten und die Halle war wiederbelebt. Lethbridge hat sich mal wieder nicht als Ice Hockey Metropole herausgestellt, aber nach dem packendem Ende hielt sich die Enttäuschung in Grenzen.

Am Sonnabend waren wir, ihr werdet es kaum glauben, in Waterton! Und ich lege gleich noch eine Sensation nach. Wir waren am Cameron Lake! Wer meinen letzten Beitrag sorgfältig gelesen hat, hat nicht nur die Rechtschreibfehler, sondern auch unser letztes Ziel in Erinnerung. Wir nehmen ja in diesem Semester an der Outdoor Wintersport Ausbildung teil und da stand an diesem Wochenende Skilanglauf auf dem Plan. Fabian hat sich gedrückt und ist nach Fernie zum Snowboarden gefahren. Fernie soll wohl ein Abfahrtsparadies sein und wer mal wissen möchte, wie es dort aussieht, der sollte mal auf: http://Fabworldwide.blogspot.com schauen. Wir, also Claudi & ich, waren wieder in den Rockies. Die ganze Sache ist, besonders für meine Herzdame, nicht besonders toll angelaufen. Claudi hatte wieder Ski vom Verleih und die haben, wie auch am vergangenen Wochenende , ihren Dienst verweigert, aber dieses mal hatten wir ja Leute vom Fach dabei und die haben die Bretter in Schuss gebracht, so dass nach 1 ½ Stunden wieder ein Lächeln in Claudi’s Gesicht zurückgekehrt war. Wir sind nach einer Trainingsrunde an den Cameron Lake geschlittert, wo wir doch tatsächlich mehr als die Hand vor Augen sehen konnten. Ach war des toll. Rechts vom See lagen die Berge von B.C., gegenüber am anderen Ufer lagen bereits die Berge der U.S. und wir selbst standen noch in Alberta. Das war schon Klasse. Ein bisschen Wildlife hatten wir auch, als sich am See ein paar zutrauliche Vögel zu uns gesellt hatten und wir zuvor am Nationalparkeingang einen Wolf sehen sollten. Unser Dozent meinte, dass Sekunden vor unserer Ankunft ein Wolf dort entlang gewandert war. Wir selbst konnten ihn nicht erspähen und können nur hoffen, dass ihn die Wackersteine noch nicht auf den Grund des Waterton Lake gezogen haben, weil er zuvor den armen kleinen Elch gerissen hat.

Heute ist Sonntag und wir lassen alle Fünfe gerade sein! Ich hoffe ihr seid noch nicht erfroren und habt eine schöne Woche!

Take care!

Stefan