Saturday, December 24, 2005

Stadtrundfahrt

Mein Damen und Herren steigt ein und schnallt Euch an. Es geht in die Stadt. Ja, ihr habt richtig gelesen: Lethbridge, Downtown steht auf dem Fahrplan. Ich dachte mir, dass wir bevor wir mal wieder in die Ferne schweifen, wir vielleicht erstmal vor die eigene Haustür schauen sollten.

Ich habe ja schon mal öfters durchklingen lassen, dass in Lethbridge nicht gerade der Bär steppt. So kam die Frage der Einheimischen nicht ganz unberechtigt, warum wir gerade Lethbridge als Universität gewählt haben. Die Antwort war natürlich, weil wir hier nicht zum herumtoben, sondern zum studieren hergekommen sind. Aber mal im Ernst, hier sind tatsächlich zwei gute Gründe warum man mal nach Lethbridge kommen sollte: Hier gibt es fast jeden Abend ein neues tolles Schauspiel am Himmel! Und der zweite Grund? Man kann an mindestens 350 Tagen im Jahr weiter als 10 Meter spucken, allerdings sollte man beachten, dass es nicht für jede Himmelsrichtung zutrifft! Hier ist es echt immer windig, oder eher stürmisch.

Aber ich will mal nicht schlechter reden, als es ist. Die Uni ist schon toll und wir haben uns ja auch gut an das Umfeld angepasst, außerdem weisen uns unsere finanziellen Spielräume schnell in die Schranken. Damit ihr auch mal einen Eindruck von der Stadt Lethbridge bekommt, war ich für Euch mal in der Stadt.

Die Stadt ist genauso, wie man es aus allen us-amerikanischen Filmen kennt. Die Stadt ist sauber in Blöcke eingeteilt und sein Ziel erreicht man nicht in 500 Metern, sondern nach drei Blöcken. Auf den Straßen fährt man entweder von Norden nach Süden, oder von Osten nach Westen, entgegengesetzte Richtungen sind selbstredend. Auf die Hinterstraßen innerhalb der Blöcke habe ich mich noch nicht getraut. Wenn ich mich recht an Starsky & Hutch und and Lethal Weapon erinnere, wurde dort immer jemand in die Mülltonnen gesteckt, oder erschossen. Ähnliches würde ich bei einem Mondscheinspaziergang im Stadtpark erwarten. Dort hängen schon tagsüber immer ziemlich finstere Gestalten herum.
Es gibt aber auch vereinzelte Sehenswürdigkeiten. Das oberste Bild ist zum Beispiel die Lethbridger Post, diese sieht abends echt toll aus.

Eine weitere typische Sache ist, dass das kleine Lethbridge mehr Hubraum, als gesamt Magdeburg hat. Ich denke, dass ich über einige Trucks auch im März noch staunen werde.

Das soll es mal aus Downtown gewesen sein. Am Sonntag geht es nach Calgary und am Sonntag weiter nach Vancouver. Danach gibt es bestimmt wieder einiges zu erzählen. Ich wünsche Euch ein schönes Weihnachtsfest und einen tollen Start ins Jahr 2006.

Take care

Euer Stefan

Saturday, December 17, 2005

Bergfest -

Wenn Berge feiern

Howdy folks, die Hälfte ist vorbei und somit auch das erste Semester. In der nächsten Woche müssen wir noch mal in Geschichte ran, aber dass kriegen wir schon gebacken.

Gestern hätte ich noch geschrieben, dass die Eiszeit vorbei ist, nachdem wir tagsüber angenehme Temperaturen knapp über 0°C hatten, aber heute sieht es schon wieder aus, als würden wir weiße gefrorene Weihnachten bekommen. Bei diesen Temperaturwechseln bekommt man ja ne Macke, allerdings empfindet man nach zwei Wochen in der Tiefkühltruhe 5°C als T-Shirt Wetter. Mal sehen wie lange so ein mitteleuropäischer Klimakörper da mitspielt.

Das nächste Ziel heißt erstmal Weihnachten. Bis dahin werden sich wahrscheinlich auch noch die letzten Seelen aus dem Wohnheim verdrücken und um sich nach Hause zu begeben. Dann wird nur noch der fiese Lethbridger Wind über die Flure wehen und die Geister der Pikanii’s werden mit den Türen klappern. Heilig Abend werden wir wahrscheinlich mit Josh ein paar Steaks in der Pfanne wenden. Vielleicht erfinden wir ja so was wie ein Apfel- und Zimt-Steak. Ansonsten heißt es ja dann am 25. Dezember auf nach Calgary und um dann mein so ersehntes Weihnachtsgeschenk abzuholen.

Bis dahin heißt es aber erstmal Zähne zusammen beißen und uns irgendwie über die Tage retten. Ab nächster Woche wird hier bestimmt jemand vor der Tür stehen, wenn wir bis zum Mittag erst einmal beim Training waren. Was das Mamut- Trainingsprogramm bisher gebracht hat, hat sich inzwischen schon beim VO2max Test gezeigt. 65,4 l/kg/min pumpt meine Lunge durch mich durch, wenn ich wie ein Irrer auf dem Laufband renne. Bei dem anderen Test sollten wir bei 8,5 mph eine 20% Steigung bestreiten. Nach einer Minute und 12 Sekunden war der Ofen aus.

Etwas länger habe ich auf der Abschiedsparty von Andrew ausgehalten. Am Montag haben wir zusammen den Country Schuppen der Stadt gerockt. Dabei kam es auch zu meiner Cowboy Taufe und Andrew, alias „the boxing cangerooh“ hat sich hoffentlich inzwischen die Haare gewaschen, denn irgendjemand hatte einen letzten Schluck Bier in seinem Hut gelassen.



Das war es erstmal wieder aus Lethbridge. Ich wünsche Euch allen eine schöne Adventszeit und Fröhliche Weihnachten!

Euer Stefan

Wednesday, December 07, 2005

Frostboarding & Frustboarding

„Meine Damen und Herren und nun zum Wetter. In Deutschland ist es weiterhin heiter und freundlich, während in Lethbridge weiterhin die Eiszeit Einzug hält!“ Ich muss mal nachrecherchieren, ob es in Canada immer so kalt ist, denn wenn es der Fall sein sollte, würde sich erklären warum Bären einen Winterschlaf halten. Das ist bestimmt gar kein Winterschlaf, die frieren einfach ein. Eisbären. Ich lach mich kaputt!!!

Wir haben uns der Situation angepasst und versuchen auch den größten Teil des Winters schlafenderweise zu überbrücken. Außerdem versuchen wir, uns ein wärmendes Fell wachsen zu lassen, was bisher noch zu keinem nennenswerten Erfolg geführt hat.

Dann kam es am Wochenende zum Snowboard Showdown IV in meinem Leben und ich bin weiterhin der Meinung, dass man Berge im Winter einfach in Ruhe lassen sollte und sie lieber im Sommer sanft mit den Reifenstollen rauf und runter kraulen sollte. ich habe auch mal gehört, dass sanfte Felsmassagen gut gegen Erosion sind. Wir waren in Sunshine (Banff) in den Rockies. Mir hätte es sicherlich mehr Spaß gemacht, wenn außer mir noch ein Grobmotoriker in der Gruppe gewesen wäre. So kam es, dass ich nach etwa 15 Sekunden alleine am Hang lag und von den anderen nichts mehr zu sehen war. Ich war zwar noch einige Male mit meinen Augen ganz nah am Schnee, habe aber dennoch ihre Spuren nicht verfolgen können. So ging es so ziemlich den ganzen Tag. Als nach der Mittagspause Besserung in Sicht war, riss meine Bindung. Ja so viel Power will erstmal gebändigt werden. Trotzdem war es im Großen und Ganzen ein ganz schöner Tag, außer das es gefühlte -80°C waren (na ja vielleicht auch nur -30°C, aber die waren es bestimmt) und mich sogar Lukasz’ 12jähriger Bruder am Hang abgehängt hat. Aber immerhin hat die Sonne in Sunshine geschienen und die Rockies sind ja eh toll, auch die Anzahl meiner Prellungen hat sich in Grenzen gehalten.

Vom sagenumwobenen Canadian Powder haben wir noch nichts gesehen, dafür aber umso mehr von urst leckerer polnischer Küche, denn Lukasz’ Familie, die uns eine Nacht in Calgary beherbergt hat, hat uns zweimal zum Abendessen eingeladen. Das war echt das Highlight des Wochenendes. Ganz lustig war auch im Nachhinein, dass ich schon wenige Minuten nach unserer Ankunft, das Badezimmer, welches von innen verriegelt war, von außen geschlossen habe. Das hat zunächst für Verwirrung gesorgt, dann hat aber Lukasz die Problematik mit einem Dietrich gelöst.

Bei uns ist jetzt die letzte Uni – Woche angelaufen. Es ist noch ein bisschen was zu tun. Bei den Temperaturen, die hier herrschen, kann man die Milch auch mal ne Nacht draußen stehen lassen. Tagsüber sind es etwa -15°C bis -20°C. Da wird auch schon mal die Heizung angemacht. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie sich wohl die nächtlichen Temperaturen von unter -25°C anfühlen würden. Ich möchte auf jeden Fall nicht "Old Man River" heißen, denn dann würde ich mich ziemlich steif fühlen.
Das war es von hier!
Take care!

Euer Stefan